30 Dez Klauseln – oder: Wie pimpe ich meine Rede
Unnützes Wissen Teil IV
Wenn man spricht, hat man automatisch einen gewissen Sprechrhythmus, die einen sprechen hastig und schnell, die anderen gemächlich, dritte vielleicht sogar einschläfernd …
Ganz besonders auffallend ist rhythmisches Sprechen beim Gedichtvortrag, wenn man die Verse iktierend (lat. ictus „(Takt)schlag“) rezitiert. Bei deutschen Gedichten kann das ganz schnell leiernd-langweilig wirken.
Die Römer hatten aber auch das Bedürfnis, Prosatexte mit gewissen Rhythmen zu versehen und das nennt man Klausel (lat. clausula). Klauseln finden Anwendung bei Satzschlüssen, es war also wichtig, dass ein Satz beim Sprechen mit einem gewissen Rhythmus abschließt (der Satzanfang hingegen war uninteressant, denn das, was man zuletzt hört, hallt in einem selber nach).
Beim größten römischen Redner Cicero findet man am häufigsten folgende Klauseln
(- = lange, betonte Silbe; u = kurze, unbetonte Silbe):
a) Ditrochäus: – u – u
Beispiel: ésse póssit
b) Doppelkretikus: – u – – u – oder – u – – u u
Beispiel: testés citàrí iubèt
c) katalektischer Dopplekretikus: – u – – u
Beispiel: ésse dèfénsum
d) Doppelspondeus: – – – – oder – – – u
Beispiel: cóndemnásse
Seid mal aufmerksam, wenn andere sprechen. Manchmal hört man jemanden (wohl meistens unbewusst) in Klauseln sprechen …!