29 Jul Glaziologische Exkursion ins Ötztal
- Tag
Nach einer 250 Kilometer langen Fahrt, die über 4 Stunden ging und eine Pause beinhaltete, kam die Gruppe schließlich in den Ötztaler Alpen, genauer im kleinen Ort Vent, an. Anschließend wurde ein Hotel genutzt, um Ausrüstung anzulegen und um sich auf den ca. 4-stündigen Fußmarsch zum Hochjoch-Hospiz vorzubereiten. Die Wanderung verlief in den ersten 1,5 h mit wechselhaftem Wetter und ging weiter mit viel Niederschlag und Wind, was eine Herausforderung für die Gruppe war, die aber mit Bravour bewältigt wurde. Während des Übergangs von Vent zum Hochjoch-Hospiz über den Cyprian-Granbichler-Weg wurden 513 Höhenmeter und 9 Kilometer Streckenlänge überwunden. Ein großes Highlight der Wanderung war die Überquerung der Rofenache über eine Hängebrücke. Außerdem konnte man beobachten, dass der Weg immer steiler, steiniger und enger wurde, was zum Ende hin einiges anstrengender machte. Nach der Ankunft um ca. 16 Uhr wurden die Zimmer eingeteilt, die Wanderkleidung abgelegt und die Schüler und Lehrer erholten sich. Nachdem es ein leckeres 3. Gänge-Menü mit Suppe, Hauptspeise und Nachtisch, welches den Schülern und Lehrern gut geschmeckt hat, wurden in der Gruppe Spiele gespielt. Danach ging es um 22 Uhr bei Anbruch der Bettruhe in die Zimmer und alle gingen schlafen.
- Tag
Von 6 bis 7:30 Uhr stand ein klassisches Hüttenfrühstück mit offenem Buffet zur Verfügung und die Gruppe stärkte sich für den aufkommenden Marsch zum Hintereisferner. Der Hüttenwirt bereitete für jeden ein Lunch-Paket vor, welches aus zwei belegten Broten, einem Riegel und einer Limonade bestand. Gegen 8:30 Uhr machte sich die Gruppe auf, um den Hintereisferner zu besuchen. Der Weg war ca. 2 Kilometer lang und es wurden nur ca. 30 Höhenmeter bewältigt. Der Weg war zuerst ziemlich grün und voller Vegetation, was sich jedoch zu einem kahlen, verwilderten und vegetationslosen Weg entwickelte, je mehr man sich dem Gletscher näherte. Man konnte von Anfang an ein imposantes Trogtal erkennen, in welchem die Gletscherschmelze abfließt. Eine Auffälligkeit war jedoch, dass man zwei verschiedene Abflüsse erkennen konnte. Die Kursleitung erklärte uns dann, dass zwei verschiedene Gletscher vorliegen, der Hintereisferner und Kesselwandferner, und diese hier nebeneinander ihren Abfluss haben, welche weiter unten Richtung Tal zusammenfließen. Nach Ankunft der zweistündigen Wanderung teilte sich der Kurs in die verschiedenen Fachgruppen auf und untersuchte Vegetation, Gletscherabfluss, Gletscheraufbau, Boden und Gestein und die Gletscherschmelze.
Vegetation:
Zur Untersuchung der Vegetation wurde als Hilfsmittel ein Meterstab herangezogen. Dieser half bei jedem untersuchten Standort die äquivalente Fläche untersuchen zu können, um ein möglichst genaues Ergebnis zu erhalten. Anschließend bestimmte man die Anzahl der, sich in einem Quadratmeter befindenden, Pflanzen wodurch man die Dichte der Vegetation erhalten hat. An den meisten Standorten, in der Nähe des Gletschers, betrug diese Anzahl ca. 5 Pflanzenstämme innerhalb des Quadratmeters. Nachdem man durch weitere Messungen die Eigenschaften der Pflanzen bestimmt hatte, nutzte man die App „Flora Incognita“ um die Pflanzenart zu bestimmen. Auf dem Weg zum Gletscher, oberhalb der Baumgrenze, fand man immer kleiner werdende Pflanzen, die größte unter ihnen war die Alpen-Kratzdistel. Häufig anzutreffen war auch die echte Alpenmargerite sowie, das lilafarbene Alpen-Leinkraut. Auf dem Gletscher bzw. der Gletscherzunge und nahe dem Gletschertor fand man nur noch sehr wenige, sehr angepasste Pflanzenarten. Beispielsweise trat die relativ kleine Alpen-Hornkraut auf.
Gletscherabfluss:
Um den Abfluss des Hintereisferners zu messen, musste man zunächst den Querschnitt des Flusses berechnen. Um die Breite herauszufinden, hat man ein Seil benutzt. Die Tiefe herauszufinden, erwies sich als schwierig. Darum musste man diese näherungsweise schätzen. Bei der Berechnung des Querschnitts ist man von einer Dreiecksform des Flussbettes ausgegangen.
Die Geschwindigkeit des Wassers musste auch bestimmt werden. Dazu hat man eine Strecke von vier Metern bestimmt und einen Stock ins Wasser geworfen. Die Zeit wurde gestoppt und so konnte man die Geschwindigkeit berechnen (v=s÷t).
Mit diesen Erkenntnissen konnte man nun die Abflussmenge pro Sekunde berechnen. Pro Sekunde fließen 4700 Liter Wasser ab. Erwähnt sollte noch werden, dass es bewölkt war und die Messungen vormittags durchgeführt wurden.
Aufbau des Gletschers/Gletscherschmelze:
Durch die Messung mit einem Holzstab, der mit einer Markierung ins Eis gesteckt wurde, konnte man schon innerhalb von 45min das Schmelzen vom Eis um 0,5 cm erkennen. Was zudem vormittags an einem sehr bewölkten Tag gemessen wurde. Dies deutet auf das immense Schmelzen des Gletschers hin, welcher jährlich 4 m Mächtigkeit verliert.
Der Aufbau des Gletschers wurde außerdem mit Hilfe von Bildern dokumentiert:
Boden und Gestein:
Der Gletscher Hintereisferner bewegt sich über die Landschaft und wirkt dabei als gewaltiger Eisschaber. Während er sich bewegt, erodiert er den darunter liegenden Boden und das Gestein. Da Gletscher oft große Mengen an Schutt und Geröll transportieren, ist der Boden unter dem Gletscher meist stark bearbeitet und geformt. Die Bewegung des Gletschers führt dazu, dass das Gestein unter ihm zerkleinert und gemahlen wird, was zu einer glazialen Erosion führt. Dadurch entstehen typische glaziale Merkmale wie Gletschertöpfe (Mühlsteine) und Tunneltäler. Eine weiter Auffälligkeit war, dass man deutlich leichteres und feineres Gestein, ja fast schon Sand, am Anfang des Gletschers erkennen konnte.
Das Gestein, das den Gletscher Hintereisferner umgibt und von dem der Gletscher selbst entstanden ist, sind vor allem Gesteine aus den Ötztaler Alpen. Diese Alpen bestehen hauptsächlich aus kristallinen Gesteinen wie Gneis, Schiefer und Granit. Außerdem konnte man einen stark rötlich bräunlichen Stein erkennen. Dieses Gestein wurde über die Jahrzehnte im ganzen Tal von dem Gletscher verteilt. So fanden wir zum Bespiel einen großen Findling weit entfernt vom Gletscherursprung.
Markante und typische Beispiele für einen Gletscher waren die runden Schleifungen des Gesteins an den Felswänden und Frostsprengung. Durch die immensen Eismassen formte der Gletscher über die Jahrzehnte und Jahrhunderte ein Trogtal
Nach der Rückwanderung im Regen ging es für die Gruppe wieder auf die Hütte. Nach dem Abendessen wurden wieder Spiele gespielt und die Gruppe ging ins Bett.
- Tag
Nach dem Frühstück teilte sich die Gruppe in zwei. Eine Gruppe brach mit Herr Steinbrecher gegen 9:15 Uhr bei ca. 3 Grad zur Vernagt-Hütte auf, während die andere Gruppe mit Herr Korn in der Hütte blieb und sich um den Bericht der Fahrt kümmerte. Die andere Gruppe kam um ca. 14:15 Uhr von der Vernagt-Hütte zurück. Sie beobachteten den Vernagt-Gletscher und die beschneiten Gipfel der umliegenden 3000er Berge. Eine Besonderheit dieser Wanderung war außerdem die Sichtung mehrerer Murmeltiere. Um 18:30 Uhr gab es wieder Abendessen und um 22 Uhr ging es ins Bett um gut ausgeschlafen am nächsten Tag zurück nach Vent wandern zu können.
- Tag
Der letzte Tag brach an und wir alle freuten uns, nach drei anstrengenden Tagen, nun wieder nachhause zu kommen. Nachdem wir unsere Rucksäcke packten und gefrühstückt haben, ging es um ca. 8:30 Uhr wieder los nach Vent. Der Rückweg war um einiges angenehmer als der Aufstieg zum Hochjoch-Hospiz, was zum einen daran lag, dass es keine Steigung gab und zum anderen am diesmal viel schöneren Wetter. Während des Rückwegs beobachteten und bewunderten alle noch ein letztes Mal die Landschaft. Nach einer kurzen Pause in Vent ging es mit dem Bus zurück nach Gersthofen.
P-Seminar Klimawandel und Glaziolgie im Ötztal