07 Nov Ägyptologisches am PKG
Archäologie in Ägypten und im Sudan: Technologischer, methodischer und ethischer Wandel vom Kolonialzeitalter zur Gegenwart
Vortrag von Prof. Dr. Julia Budka (LMU München)
In der inzwischen langen Reihe altertumswissenschaftlicher Fortbildungen und Vorträge konnte das PKG eine ganz neue Facette verzeichnen, denn mit Julia Budka sprach am 27. Oktober 2020 erstmals eine Expertin aus dem Fachbereich Ägyptologie an unserer Schule. Wie schon bei anderen Gelegenheiten erprobt, erfolgte dies zweiteilig: Gab es zunächst für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Profilfaches Archäologie der Q11 im Unterricht einen Vortrag über aktuelle Ausgrabungsprojekte in Ägypten und dem Sudan, kamen am Nachmittag interessierte Kolleginnen und Kollegen in den Genuss von Ausführungen, die noch lange Zeit in den Teilnehmenden fortwirken und auch noch Wochen nach dem Vortrag für Gesprächsstoff sorgen sollten. Denn Frau Professorin Budka sprach ebenso kenntnisreich über die Forschungsgeschichte und Fragestellungen ägyptischer Archäologie wie über das heikle Thema der NS-Vergangenheit ihres Fachbereichs. Damit unweigerlich verbunden ist die Instrumentalisierung der Disziplin hinsichtlich rassistischer und kolonialistischer Fragestellungen auf dem afrikanischen Kontinent. Wie spät diese Themenkomplexe wissenschaftlich aufgearbeitet werden, illustriert das Beispiel des Ägyptologen Thomas Beckh, der seine Magisterarbeit über die Geschichte des Münchner Instituts für Ägyptologie und Koptologie geschrieben hat. Eingereicht hat er seine Arbeit im Jahr 2003. Eine erste öffentlich zugängliche Publikation von ihm über das Institut während der Zeit des Dritten Reiches erschien gar erst im Jahre 2006! In etwa ebenso „jung“ sind die Bemühungen der eigenen Geschichtsaufarbeitung an der Universität Wien, der einstmaligen Alma Mater von Julia Budka, sollten die Anwesenden erfahren. Eine weitere, die Gemüter aller sehr bewegende Frage des Vortrags berührte das Thema Zukunft von Datenkonservierung: Wir haben keinerlei Langzeitstudien über die Möglichkeiten moderner Datenspeicherung. Disketten kann man an aktuellen Computern nicht mehr ohne zusätzlichen Aufwand von Peripheriegeräten auslesen, CDs verlieren mit der Zeit ihre Schutzschicht vor Feuchtigkeit und können dann im schlimmsten Fall rosten und wie wird es sich mit USB-Sticks und cloudbasierten Datenbanken verhalten? Hier sind noch sehr viele interessante Fragen offen, die die Wissenschaft (aber auch die Schule!) nachhaltig betreffen werden. Neben der geistigen gab es auch physische Nahrung in Form von Butterbrezen, Gebäck, Kaffee und Erfrischungsgetränken, was der Atmosphäre der Fortbildung weiterhin zuträglich war.
Die Fachschaften Latein und Geschichte des PKG sind Frau Prof. Dr. Julia Budka zu großem Dank verpflichtet, da sie es nachgerade mustergültig verstanden hat, die Gedanken der Anwesenden mit starken Inhalten anzuregen und damit nicht zuletzt – zumindest für einen Nachmittag – der dauerhaften Coronaöde eine Absage zu erteilen. Herzliches Vergelt´s Gott!
StR Robert Reisacher