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Der Abitu­ri­ent und das schlech­te Amtslatein

Unnüt­zes Wis­sen Teil XII

Ein jeder, der das Gym­na­si­um besucht, hat ein Ziel: Das Abitur. Wenn er es hat, ist er oder sie Abiturient(in). Doch habt ihr euch schon ein­mal gefragt, woher das Wort für das End­ziel jed­we­der gym­na­sia­len Bil­dungs­an­stren­gung kommt? Ja, natür­lich aus dem Latei­ni­schen (sonst gäbe es die­sen Bei­trag ja nicht …), aber woher genau? Nun, einer, der es von Amts wegen her­aus­ge­fun­den hat, ist Thors­ten Bur­kard, sei­nes Zei­chens Pro­fes­sor für latei­ni­sche Phi­lo­lo­gie in Kiel.

Wäh­rend man als Latei­ner noch rela­tiv schnell das Wort abi­re „weg­ge­hen“ ins Spiel brin­gen kann – immer­hin geht man ja nach sei­nem Abitur von der Schu­le weg – so hilft die Erklä­rung, es sei ein Par­ti­zip Futur Aktiv (PFA) abiturus, -a, -um „eine(r/s), der/die/das weg­ge­hen wird“, nicht wirk­lich wei­ter. Woher näm­lich kommt dann die Endung -ient? Dann muss man also ein Wort abitur­i­re anneh­men, des­sen Par­ti­zip Prä­sens Aktiv (PPA) abitu­ri­ens lau­ten soll­te. Aber gibt´s das wirk­lich? Abitur­i­re? Klingt komisch und selt­sam … Schließ­lich könn­te man auch noch eine Hybrid­bil­dung aus PFA und PPA anneh­men, aber auch wenn Latein echt schwer ist, sol­che Bil­dun­gen? Echt jetzt? Etwa schlech­tes Amts­la­tein moder­ner Zei­ten? Hm …

Des Rät­sels Lösung ist ein­fach, Pro­fes­sor Bur­kard hat sie! Er schreibt: „Die Form abitur­i­re lässt sich ganz leicht erklä­ren. Es han­delt sich um das völ­lig regel­mä­ßig gebil­de­te Desi­de­ra­ti­vum von abi­re.“ Ein Desi­de­ra­ti­vum ist ein sog. Begehr­wort, das aus­drückt, dass man etwas will, also abitur­i­re „abge­hen wol­len; im Begriff sein, die Schu­le zu ver­las­sen“. Cice­ro sel­ber hat Wort­bil­dun­gen die­ser Art durch­ge­führt, wenn auch nicht das Wort abitur­i­re selbst. Der ers­te Autor, der tat­säch­lich davon Gebrauch macht, ist der Huma­nist Eras­mus von Rot­ter­dam (1466-1536). Die ältes­ten zzt. nach­ge­wie­se­nen Text­be­le­ge für das Wort sind zwei Brie­fe von Eras­mus aus dem Jah­re 1519. Wer hät­te das gedacht …?!

Wer den Auf­satz von Herrn Prof. Dr. Bur­kard selbst nach­le­sen möch­te, fin­det ihn in der Zeit­schrift Gym­na­si­um 126/4 (2019) unter dem Titel Schlech­tes Amts­la­tein? Woher kommt das Wort „Abitu­ri­ent“?, S. 307-317.

Und jetzt geht hin und macht ein wenig schlau­er euer Abitur, dann seid ihr auch Abiturienten!